Die Abtreibungs-Debatte ist kaputt

Die Debatte in Deutschland über das Thema Abtreibung ist kaputt. Eindrucksvoll wurde das auf dem letztes Wochenende stattgefundenen „Marsch für das Leben“ und auf dessen zahlreichen Gegendemos demonstriert. Im öffentlichen Forum scheint es nur noch diese beiden Positionen zu geben:

Die einen nennen sich eifrig „Antifaschisten“ und gehen auf die Straße, um pauschal gegen Fundamentalisten, gegen Frauenfeinde und Homophobe zu wettern. Und machen „für die gute Sache“ auch mal Werbung dafür, gern und großzügig abzutreiben. Auf jeden Fall müsse gegen diese reaktionären Nazis gekämpft werden! Eine nuancierte Betrachtung der Rechte ungeborenen Lebens sucht man vergebens.

Die anderen nennen sich pathetisch „Lebensschützer“ und erklären, eine Abtreibung sei identisch mit Mord. Oder auch mal mit dem Holocaust. Sie würden auf jeden Fall verboten gehören! Eine nuancierte Betrachtung der Gründe, die Frauen dazu bringt ein Kind abzutreiben, sucht man vergebens.

Diese beiden Zankhähne haben es fast unmöglich gemacht, sich nuanciert zu äußern. Wer sich von radikaleren Auswüchsen distanziert und darauf hinweist, dass eine Abtreibungspolitik dem ungeborenen Leben, aber auch der Realität von Frauen in Notsituationen gerecht werden muss, wird nicht selten medial niedergebrüllt.1

Die überwältigende Mehrheit der Menschen hat es inzwischen einfach aufgegeben. Sie nehmen zur Kenntnis, dass Abtreibungszahlen in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stetig gesunken sind und verschwenden für das Thema keinen weiteren Gedanken.

Vielleicht ist das gut so. Vielleicht wäre es auch besser, mehr Menschen würden sich in die Debatte einbringen. Aber wer will das schon, wenn diese „Debatte“ vom „Marsch für das Leben“ und dessen „antifaschistischen“ Feinden dominiert wird.

  1. Die EKBO hatte übrigens mitnichten nur den „Marsch für das Leben“ kritisiert, sondern diese gesamte Auseinandersetzung: „Die EKBO distanziert sich von jeder Form aggressiver oder menschenverachtender äußerungen in der öffentlichen Auseinandersetzung. Dies gilt sowohl für Aussagen von Lebensschützern, wenn diese Frauen, die abgetrieben haben, pauschal diffamieren, als auch für Diffamierungen und aggressive Aktionen gegen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ‘Marsches für das Leben’.“ Vielen Dank für nichts, idea!