Wo surfst du so?

Vor einiger Zeit habe ich auf Twitter mit Fabian Maysenhölder und einigen anderen über einen TheoPop-Artikel diskutiert. Dabei kamen wir darauf zu sprechen, welche Internetseiten wir regelmäßig lesen, nicht in erster Linie weil wir sie interessant finden, sondern um uns herauszufordern. Oder um, wie Fabian es ausdrückte, „sich nicht nur in Kreisen und auf Webseiten, Blogs und in Foren1 zu bewegen, die das eigene Weltbild stützen.“

Jetzt sammelt Fabian auf theopop.de unter dem Titel „Und wo surfst du so“ Artikel zu genau dieser Problematik. Dies ist mein Beitrag zu dieser Diskussion.

Es scheint auf den ersten Blick ein merkwürdiges Konzept, aktiv Meinungen zu lesen, die man nicht vertritt oder sogar falsch findet. Aber ich bin überzeugt, dass das eine vernünftige Angewohnheit ist. Hier ein paar Beispiele, wie ich das mache.

Ich orientiere mich beim Thema Internet-Lesestoff fast ausschließlich an RSS-Feeds2 und Twitter.

RSS-Feeds

Meine abbonierten Feeds sind überschaubar. Da finden sich vor allem englischsprachige Technologie- und Apple-Blogger, ein paar Blogs von Theologen, einige journalistische Watchblogs – halt so Kram, der mich interessiert.

Wenn ich jetzt schaue, welche Seiten ich nicht (nur) aus Interesse, sondern als „Horizonterweiterung“ abonniert habe, fallen sofort idea.de, kleinerdrei.org und theologiestudierende.de auf.

idea.de sollte vielen ein Begriff sein: die größte deutsche evangelikale Nachrichtenagentur. Die bringen oft Meldungen, für die sich andere Medien zu fein sind, sind aber manchmal auch furchtbar undifferenziert und ideologisch. Aber in Zukunft werden wir uns in Deutschland immer mehr mit evangelikaler Theologie beschäftigen müssen, insofern ist es hilfreich, sich in diese Leute hineinversetzen zu können.

kleinerdrei.org kommt wieder aus einer ganz anderen Richtung. Das ist ein stark feministisch geprägter Mehrautorenblog. Dort gibt es einige sehr interessante Sachen zu lesen, aber eben auch manchmal großen Schrott. Aber auch hier gilt: ideologischer Feminismus etc. ist zu unterscheiden von längst überfälliger Gleichstellung, sei es der Geschlechter, der Nationalitäten oder der sexuellen Präferenzen.

theologiestudierende.de ist ein spezieller Fall. Die Seite ist mein persönliches Lieblingsprojekt und ich schreibe dort selbst viel. Aber wir haben zahlreiche begabte Autorinnen und Autoren, die über alle möglichen Themen nachdenken. Dabei entstehen zahlreiche kreative und faszinierende Artikel. Es gibt auch Beiträge, bei denen kann ich inhaltlich nicht mitgehen. Trotzdem will ich diese Sachen lesen und veröffentlichen. Weil Horizonterweiterung wichtig ist und es sich lohnt, die Sichtweisen anderer Leute nachzuvollziehen.

Ansonsten gibt es natürlich eine Menge Blogger in meinem Feed-Reader, die ich sehr interessant finde, ohne immer deren Meinung zu teilen, zum Beispiel den katholischen Theologen Gerd Häfner oder meinen Hallenser Kommilitonen Philipp Greifenstein.

Twitter

Auf Twitter folge ich vielen Leuten, mit den unterschiedlichsten theologischen und politischen Ansichten. In der Twitter-Timeline kann man sowieso nicht ganz so eng kontrollieren, was man sieht und was nicht.

Allerdings verwende ich schon manchmal die „Mute Filter“-Funktion von Tweetbot, mit der ich nervige Tweets aus meiner Timeline rausfiltern kann. In meiner Filterliste sind aber eigentlich nur Hashtags, die mit Sport zu tun haben (Sport interessiert mich einfach nicht) oder mit abscheulichem Reality-TV (da hört auch bei mir die Toleranz auf).

(Aus-)Blick über den Tellerrand

Das war mal ein kleiner Einblick in meine Surfgewohnheiten. Wer mehr wissen will oder Blog-Empfehlungen braucht, kann sich gerne melden.

Ich kann am Ende nur Mut machen, immer mal über den Tellerrand hinaus zu schauen; nicht nur im eigenen Saft schmoren, sondern herausgehen, sich vielleicht auch Kritik an der eigenen Meinung stellen und am Ende eine klarere Sicht auf die Dinge gewinnen – oder erkennen, dass die Dinge gar nicht so klar sind, wie man dachte.

  1. Ha, erinnert ihr euch noch an Internetforen

  2. Ohne RSS wäre das Internet für mich wahrscheinlich nicht zu verkraften.