Der Krieg in unseren Netzwerken

In Gaza und Israel wütet in diesen Tagen ein schrecklicher Konflikt mit bis jetzt über 1300 Toten, darunter zahlreiche Zivilisten.

Die Situation in Gaza ist keine Auseinandersetzung, die gelöst werden kann indem eine Seite die andere militärisch besiegt. In diesem Krieg, wie er im Moment in Gaza und Israel geführt wird, kann es keinen Gewinner geben. Die palestinensische Hamas ist nicht auf einen strategischen Sieg aus, sondern auf Terror. Und Israel kann – selbst wenn es den Gazastreifen erneut militärisch unter seine Kontrolle brächte – nicht verhindern, dass radikalislamische Terroristen das Land weiterhin attackieren.

Der Konflikt wird in unseren Tagen besonders auch in den Sozialen Medien ausgetragen und geschürt. Auf Facebook und Twitter werden endlos Argumente ausgefochten und die Ungerechtigkeiten der jeweils anderen Seite über Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückverfolgt auf der Suche nach dem der „angefangen“ hat, dem Schuldigen am Konflikt, auf der Suche nach den „good guys“ und den „bad guys.“

Auch von offiziellen Seiten werden die Medien genutzt. Die Hamas und die Israelische Regierung setzen gezielt Medienberichte ein, um die internationale öffentliche Meinung zu beeinflussen – man spricht von einem regelrechten Media War.

Ich würde mir hierzulande mehr medienkritische Stimmen wünschen. Ich habe in den letzten Woche zu viele Bekannte auf Facebook und Twitter erlebt, die israel- oder hamaskritische Artikel verbreiten, die ganz offensichtlich propagandistischer Natur waren. Wer solche Links blind weiterverteilt ist nicht etwa ein politisch engagierter Bürger, sondern eine Schachfigur im Medienkrieg zwischen Israelis und Palestinensern und allen anderen, deren Interessen von diesem Konflikt tangiert werden.

Es ist ohne Zweifel wichtig, die Ereignissen in Israel zu verfolgen.1 Aber wenn dieser Krieg auch in unseren sozialen Netzwerken geführt wird, dann müssen wir dort versuchen, Frieden zu stiften und sachlich und fair informieren – ohne mit Hetze, Schuldzuweisungen und islamophoben bzw. israelfeindlichen Stereotypen den Konflikt weiter anzuheizen. Denn erst wenn klar wird, dass es in diesem Krieg nicht einfach die „Guten“ und die „Bösen“ gibt, kann es Hoffnung für einen stabilen Frieden im Nahen Osten geben.

  1. Wer über die Ereignisse im Nahen Osten aktuell und unaufgeregt informiert werden möchte, dem empfehle ich den Twitter-Account des Nahost-Korrespondenten der ARD Richard Schneider