Der saloppe Umgang des Leipziger StuRa mit seiner Geschichte

Letzte Woche vor 46 Jahren wurde die Leipziger Universitätskirche St. Pauli von der kommunistischen Regierung zwangsgesprengt. Anlässlich der Jährung dieses traurigen Ereignisses fand im wiederaufgebauten Paulinum eine Gedenkfeier statt, damit dieses Datum nicht in Vergessenheit gerät.

Das scheint auch dringend notwendig zu sein. Denn der StuRa der Uni Leipzig scheint den Verlust und die Zerstörung von kirchlichen Gütern schon wieder für eine gute Idee zu halten.

In einer Pressemitteilung kündigt der StuRa an, die Kanzel der Uni-Kirche, die vor 46 Jahren vor der Zerstörung gerettet werden konnte, zum verkauf anbieten zu wollen, zum „Sonderpreis“ von 104.200.000 €. Die Kanzel „eignet sich […] für klassische Predigten, aber auch für DJ_ane-Sets, Aufführungen eines Puppentheaters und den Getränkeausschank auf einer Veranstaltung,“ so heißt es in der Mitteilung.

Die Pressemitteilung schließt mit einer kaum verhüllten Drohung einer Referentin des StuRa, Kerstin Stengel: „Nicht auszudenken, was mit einer Kanzel bei der nächsten Besetzung oder bei einer ausgelassenen Festivität passieren könnte.“

Der StuRa hat natürlich (zum Glück) nicht darüber zu gebieten, was mit dem Eigentum der Uni Leipzig gemacht werden soll. In einem Interview mit Mephisto 97.6 erklärt Kerstin Stengel, dass es „natürlich […] eine satirische Idee“ gewesen sei. Es sei eigentlich darum gegangen, auf die Kürzungen an der Universität aufmerksam zu machen. Der Erlös des Kanzelverkaufs solle für den Erhalt von Stellen an der Universität genutzt werden.

Satire hin oder her – Leute wie Frau Stängel hätten bestimmt auch vor 50 Jahren die Sprengung der Paulinerkirche gutgeheißen – mehr Platz für Puppentheater und studentische Partys! Dieser extrem unsensible Umgang mit der Leipziger Stadtgeschichte und ihren Kulturdenkmälern scheint mir typisch für die Leipziger Studierendenvertretung, die schon seit längerer Zeit überwiegend links und insbesondere Kirchenfeindlich eingestellt ist. Mit dieser Aktion beleidigt der StuRa nicht nur die Leipziger Studierenden an der Theologischen Fakultät, sondern alle christlichen Studierenden und obendrein noch das Andenken an die Studierenden, die damals für ihren Protest gegen die Sprengung durch das kommunistische Regime ins Gefängnis gegangen sind.

Dass manche der Kommilitonen im StuRa mit kirchlichen Räumen nichts anzufangen wissen, ist nichts Neues. Aber diese öffentliche Zurschaustellung kultureller und geschichtlicher Ignoranz ist ein neuer Höhepunkt. Leider entspricht die sperrige Haltung des StuRa in Sachen Unikirche auch der des Rektorats der Universität Leipzig, welches den „Kanzelstreit“ schon länger nicht nur mit lauteren Mitteln zu führen scheint.

Seit einiger Zeit gibt es in Leipzig die Möglichkeit, aus der verfassten Studierendenschaft auszutreten. Damit würden 8 € vom Semesterbeitrag für den StuRa wegfallen. Es scheint, als will der StuRa diesen Schritt allen christlichen und kulturell interessierten Studierenden in Leipzig nahelegen – zumindest scheint er kein Interesse daran zu haben, deren Interessen zu vertreten.