Der kostenlose Butler in der Hosentasche

Wenn man an die NSA-Affäre denkt, kann man sich schon fragen, wem man denn noch Vertrauen kann. Das trifft besonders in unserer Zeit zu, in der fast jeder und jede von uns ein voll funktionsfähiges Spionagegerät in unserer Tasche trägt, dem wir so ziemlich alles, was wir wissen und tun, anvertrauen.

Der Blogger Felix Schwenzel empfiehlt auf wirres.net, dass wir unsere Smartphones mehr als Butler betrachten sollten – mit den Konsequenzen:

vielleicht wäre das gar keine schlechte idee, die eine oder andere gepflogenheit oder tabu das sich im verhältnis von privilegierten und ihren dienern oder assistenten in den jahrhunderten herausgebildet hat, auch auf technik anzuwenden.1

Die Analogie ist gar nicht schlecht. Ein Butler weiß sehr viel über seinen Herrn. Denn umso mehr er weiß, desto effizienter und selbstständiger kann er seinem Herrn dienen. Das wollen wir doch auch von unseren Smartphones.

Diener und Dienste

Das Problem ist: Wenn unser Smartphone uns hilft, etwas zu suchen oder irgendwo hin zu finden, dann tut es nicht das Telefon selbst sondern die Dienste dahinter. Also Apple, Google, Facebook etc. Nun ist es aber grade bei Facebook und Google so, dass wir sie nicht (wie einen Butler) dafür bezahlen, die Gusche zu halten, sondern gar nicht.

Bei einem kostenlosen Dienst ist man nie der Kunde, sondern immer das Produkt. Facebook ist zwar ein Dienst, aber nicht unser Diener – die anderen werden von uns privilegiert!

Loyalität umsonst?

Wer bei Facebook ein Foto für die Familie hochlädt, für den ist Facebook wie ein Butler, der die Fotos zur Familie bringt, aber nicht ohne vorher Abzüge davon an die lokale Tageszeitung zu verkaufen. Dafür ist er immerhin kostenlos, nicht wahr? (Das ist so ziemlich das Prinzip, auf dem das ganze Internet aufbaut.2)

In einer Gesellschaft wie der unsrigen kannst du Verschwiegenheit und Loyalität nur erwarten, wenn du sie bezahlst. Wenn jemand zu dir kommen würde, und dir anbieten würde kostenlos deine Wohnung zu putzen, würdest du auch vermuten, dass er was mitgehen lassen würde!

  1. irgendjemand spende dem Mann eine Shift-Taste! 

  2. Und das ist nicht zwangsläufig schlimm. Ich zum Beispiel synchronisiere meine RSS-Feeds ganz kostenlos mit Feedly. Keine Ahnung, was die mit meinen Feeds sonst noch so machen, aber diese (relativ unwichtigen) Informationen tausche ich gern gegen reibungslose Synchronisation.