Das E-Abitur und die Bildung der Zukunft

Der Tagesspiegel berichtet von einer bayrischen Privatschule, die als erste in Deutschland Schüler ein „digitales Abitur“ ablegen lässt:

Dem „E-Abi“ sei die Kultusbürokratie in München allerdings zunächst skeptisch bis ablehnend begegnet, erinnert sich Schulleiter Jörg Müller. „Doch dann konnten wir auch die Juristen im Kultusministerium überzeugen.“ Geschlossene Netzwerke sorgen dafür, dass die Prüflinge keinen Zugriff auf Daten von außerhalb haben. Für die Arbeiten bekommen sie von der Schule neue Laptops gestellt, die mit nur einem Programm konfiguriert sind. Die Tastatur ist allerdings tabu; das gehe zu schnell, so das Ministerium. Außerdem werden alle Prüfungsaufgaben ausgedruckt, mit Tinte korrigiert und mehrere Jahre archiviert – Zugeständnisse, die der ehrgeizige Schulleiter im Laufe der Jahre noch abschaffen will.

Erst einmal meinen Respekt für Leute im Bildungsbereich, die sich in die Bresche werfen und versuchen, neue Wege zu gehen. Wer mich kennt weiß, ich bin immer dafür, moderne Technik in die Gesellschaft und vor allem in die Bildung mehr zu integrieren.

Allerdings frage ich mich, was bei diesem Projekt gewonnen werden soll. Das, womit die Schüler und Schülerinnen „arbeiten“ ist aber kein Hightech-Tablet, sondern nach Angabe der Schule ein Lenovo Thinkpad X220T mit Windows 7.

Was ist das denn bitte für ein Verständnis von Medienkompetenz, Kinder mit einem Stylus Handschrift auf ein resistives Display kratzen zu lassen (weil die Tastatur verboten ist? Hallo?!). Da würde sogar ich lieber zum Füller greifen.

Sollte Bildung nicht bedeuten, auf das Leben vorbereitet zu werden? Ich kann mir nicht vorstellen, wie das in Zukunft noch ohne Internet oder Tastatur gehen soll. Es macht mich traurig, dass die Bildungsministerien der Gegenwart immer fünf Jahre hinterherhinken müssen. Das man keine Initiative zeigt ist ja schon schlimm genug, aber man muss natürlich auch noch die Leute mit Vision, die neue Wegen gehen wollen, ständig ausbremsen.

Auf der anderen Seite ist das, was diese Privatschule macht, vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht muss hier die Reform in kleinen Schritten geschehen? Ich bin gespannt, wie diese Entwicklung im Bildungswesen weitergeht.