Der Papst und die Ökumene

Mit der Nachricht, dass Papst Benedikt XVI. zurücktritt, brachen in manchen evangelischen Kreisen sofort wieder die alten Hoffnungen auf: Ökumene! Reform! Eine neue Chance auf einen Papst, der in der katholischen Kirche endlich mal wieder etwas bewegt.

Jetzt ist ein Papst gewählt, alle haben sich auf seinen genauen Namen geeinigt, und jetzt nimmt die evangelische Welt ihn genau unter die Lupe, ob er die gesammelten Hoffnungen erfüllen würde.

Nun dämmert es uns langsam, dass das wohl wieder nichts wird wird mit den Reformen. Hanno Terbuyken schreibt auf evangelisch.de:

Schön wäre es. Aber nachdem 13 Tage der Papstrummel in Rom seine blendende Faszination austrahlte [sic] und die ganze Medienwelt sich auf einen Schornstein fixierte, steht am Ende doch wieder ein konservativer alter Mann an der Spitze der katholischen Kirche.

Von vielen Seiten kam die Meinung: Eine Papstwahl lohnt nur, wenn die Chance auf eine neue Reformbewegung besteht. Wenn der neue Papst Frauenordination und Empfängnisverhütung erlaubt. Und das gemeinsame Abendmahl. Aber jetzt ist die Luft raus. Dieser Papst wirds wohl nicht sein, der Messias, der die Kirchen wieder zusammenfügt.

Ich bin dieser Reden leid. Interessanter finde ich die Perspektive von Hans Spiegl, evangelischer Pfarrer aus Österreich. Zu seinem Podcast „Tagebuch eines Pfarrers“ schreibt er:

es gibt einen neuen papst und mir ist das – sie haben es erraten – egal! der mensch mag ein netter und guter sein – aber dieses medientheater hat überhaupt nichts mit meinem erleben und verständnis von kirche zu tun.

In seinem Podcast beschreibt er, wie er Kirche wahrnimmt. Da geht es um das Zusammenleben der Gemeinde, um die Umsetzung gemeinsamer Projekte. Da ziehen alle an einem Strang. Und da fügen sich die Gemeindeglieder zu einem funktionierenden Ganzen.

Zugegeben, er redet hier nicht von der Ökumene. Aber dieses basisnahe Verständnis von Kirche kann uns vielleicht auch im Miteinander von Evangelisch und Katholisch helfen. Möglicherweise lohnt es sich, uns, wenn wir von Kirche reden, mehr auf die Basis zu konzentrieren.

Wir schauen immer gerne auf die Institution Kirche, die Bischöfe, die Synoden und die Kirchenpolitik. Aber an der Basis sitzen wir. Und das Leben an der Basis ist viel facettenreicher, aber auch viel pragmatischer als der Blick auf die Institutionen zu vermitteln vermag.

Und für die Gemeinden, für die Menschen an der Basis, sollte Ökumene nicht in erster Linie mit kirchenpolitischen Entscheidungen verbunden werden. In anderen Worten: Für viele (auch katholische) Christen ist der Papst nicht der Weisheit letzter Schluss. Wenn evangelische und katholische Christen zusammenfinden, dann ist das Ökumene. Da kann der Papst auf und nieder hüpfen!

Lasst uns aufhören, darauf zu warten, dass die alten Institutionen uns erretten (Das gilt genauso für die evangelischen)! Können wir erst als Christen unseren Glauben teilen, wenn der alte Mann in Rom es erlaubt?

Wenn wir uns also als KSGs und ESGs zusammentun, etwas unternehmen – und den Papst erst einmal Papst sein lassen – dann kann das Christentum wieder zu einer Bewegung werden, die von unten wächst. Warum sollte das in unserer Zeit nicht mehr so funktionieren?

Oder wie Hans Spiegel in seinem Podcast sagt:

Da gibt’s kein „könnte nicht“ oder „sollte nicht die Kirche“, […] sondern da haben wir uns ein Ziel gesetzt und da machen wir was, da tun wir, da arbeiten wir.